Haltung – auch von Agenturen!

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Von Unternehmern fordern wir als Gesellschaft ja immer Haltung. Eine Haltung zu Gleichberechtigung, zu NewWork, zu Rassismus, Sexismus und allen anderen negativen Aspekten unserer Gesellschaft. Und ich bin der Ansicht das ist richtig so. Wenn wir von Unternehmen nur à la the business of business is business erwarten, müssen wir uns nicht über Kinderarbeit im Kongo für seltene Erden, Zwangsarbeit von Uiguren für Autos von Volkswagen oder sonstige Ausschweifungen des Spätkapitalismus wundern.

Zurecht erwarten wir von so machtvollen Teilnehmern unserer Gesellschaft mehr. Kommen wir nun aber zu einem ganz speziellen Teilbereich von Unternehmen. Den Agenturen.

Vor Allem Agenturen sind gerne an der ersten Stelle, wenn es darum geht sich selbst nach außen gut darzustellen. Ist ja irgendwie auch Ihr Job, welcher Kunde sollte schon eine Agentur wählen, die noch nicht einmal in der Lage ist sich selbst gut darzustellen.

Leider sehe ich persönlich genau darin ein massives Problem. Und so sind die Beispiele von Agenturen die sich mehr als nur mit Schmutz bekleckert haben zahllos. Hill & Knowlten ist nachweislich für den ersten Irakkrieg mit zur Verantwortung zu ziehen. Ogilvy & Mather für den Carbon Footprint, der heute noch die Verantwortung des Klimawandels auf den Konsumenten diffundiert und nicht durch Grabenkämpfe über die Duschtemperatur sogar die Politik von den Verantwortlichen wie BP oder Shell ablenkt.

Vor allem für Ogilvy die 2019 den Börsengang von Saudi Aramco mit organisiert haben ist das Mission Statement von Marc Read (CEO von WPP der Werbeholding zu der Ogilvy gehört) an Zynismus nicht mehr zu überbieten: „We are determined to use our creativity to play our part in realising a more sustainable, equitable future” Erlaubt mir die Frage wie Ihr dies durch eure Kreativität erreichen möchtet? Indem Ihr CO2 umbenennt? Es neu framet? #AuchKrisekanngeilsein? Ich finde einem der aktuell größten CO2 Emittenten des Planeten dabei zu helfen an die Börse zu gehen könnte nicht weiter von diesem Statement entfernt sein. Aber hey who cares – so lange die Zahlen stimmen?

Aber ich wollte heute gar kein Ogilvy oder WPP Bashing betreiben. Mir geht es heute um ein ganz anderes Problem. Nämlich den braunen rechten Rand.

So schreibt der Stern heute:
„Gerüchte über Verbindungen Müllers in rechte Kreise halten sich seit den 1980er-Jahren

Schon seit Ende der 1980er-Jahre halten sich Gerüchte über angebliche Sympathien Müllers gegenüber rechten Parteien. Die Szene-Zeitschrift „Wiener“ berichtete im Herbst 1989, Müller sei bereit, die damals aufstrebende Partei „Die Republikaner“ mit hohen Geldsummen zu unterstützen.“

 

Aber wie war es dazu gekommen. Naja Herr Müller selbst hat heute dem Handelsblatt bestätigt dass er sich mit Alice Weidel getroffen habe und sich auch erneut mit Ihr treffen werde.

Bei aktuell 26% im Bund hat der gute Herr wohl aktuell ausreichend Wasser unter dem Kiel um die Vorwürfe nicht mehr zu bestreiten sondern sie jetzt sogar zu bestätigen…

Dazu passt im Übrigen ganz gut was das Handelsblatt gestern geschrieben hat:

Wie halten es die deutschen Unternehmen eigentlich mit der AfD? Die Antwort: am liebsten gar nicht. Das Handelsblatt hatte alle 40 Dax-Vorstandschefs um ein persönliches Statement zum Umgang mit der AfD gebeten. Nur zwei haben geantwortet, nämlich Henkel-Chef Carsten Knobel und Hannover-Rück-Lenker Jean-Jacques Henchoz.

Zum Vergleich: Geht es um Schnurriges wie die Work-Life-Balance in der eigenen Firma oder um positiv besetzte Themen wie den Kampf gegen den Klimawandel, dann ist die Rücklaufquote bei solchen Anfragen des Handelsblatts meist deutlich größer.

Der Unternehmer und ehemalige FDP-Schatzmeister Harald Christ kann dieses Schweigen der Wirtschaft zum Aufstieg der Rechtspartei nicht nachvollziehen:

 

„Ich habe kein Verständnis dafür, dass der Chef eines Unternehmens sich nicht äußern will, weil er Angst hat, ein paar Aktionäre, Kunden oder Mitarbeitende zu verlieren, die vielleicht der AfD anhängen.“

Eventuell werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. AfD vs. Klimawandel oder Work-Life-Balance. Eventuell aber auch nicht. Zumindest der Klimawandel ist kein Unternehmensinternes Thema sondern ebenso gesamtgesellschaftlich relevant wie das Erstarken am rechten Rand.

Aber kommen wir zurück zu den Agenturen. Ich wollte heute kein Konzernbashing betreiben und bitte lasst mich eins von Anfang an klarstellen. Ja hinter jedem Unternehmen stecken Arbeitsplätze, Schicksale und 1000 andere Perspektiven die ich nicht alle beleuchten kann und die Themen komplex machen. Aber bei einem Fall der Bereits seit 20 – 30 Jahren bekannt ist, finde ich könnte Man schon einmal hellhörig werden. Das ist eine gesamte Generation!

Ich habe mir heute einmal die Mühe gemacht die Agenturen zu recherchieren die aktuell für unseren Rechten Finanzier und seine Marken unterstützen. Wir haben da OMD Hamburg (Müller Media), REVO in Köln (Tuffi), Grey Germany (Leadagentur Molkerei Müller), Fortuna in Chemnitz, Steyrer in Wien für Landliebe, und Grabatz & Partner für Weihenstephan.[1]

Ich gebe zu, ich habe mir nicht alle Mission Statements dieser Agenturen angesehen. Aber vor allem bei den global agierenden Agenturen hätte ich mehr erwartet. Mehr Rückgrat. Mehr Due Dilligence bei der Auswahl von potentiellen Kunden. Mehr Respekt den eigenen Angestellten gegenüber die auf Abschusslisten von den Rechten stehen.

Aber es scheint das zu stimmen, was ich eingangs beschrieben habe. So lange das Konto stimmt ist egal wer dafür verantwortlich ist. Wie sagen die rechten auch so gerne? #GoWokeGoBroke… (dabei erzeugt Haltung nachweislich mehr Umsatz… – siehe mein Artikel zu Provokation Marketing)

Genügt es nicht, dass Theo Müller bereits in die Schweiz geflohen ist und von dort genauso wie Alice Weidel die deutsche Politik auf ein fünftes Reich vorbereitet? Müsst Ihr das auch noch damit unterstützen, dass Ihr seinen Marken zu mehr Umsatz und mehr Kapital verhelft?

 

Also liebe Agenturen – möchtet Ihr euch weiterhin hinter euren Mission Statements verstecken und diese genauso leer herumstehen lassen wie die schöne Werbewelt die Ihr für eure rechten Kunden erschafft? Oder möchtet Ihr endlich Eier in der Hose haben – wie Oliver Kahn so schön sagt und verhindern, dass der AfD noch mehr Geld in den Rachen gestopft wird?

[1] Fehler und neuere Pitchgewinne vorbehalten. – Bei einer Bekanntheit seit den 80ern fallen theoretisch noch ganz andere Agenturen darunter. Googlet einfach einmal nach den Agenturen von: Müller, Weihenstephan, Sachsenmilch, Landliebe, Tuffi,…

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